Volkachs Trainer „wunschlos glücklich“

Die SG Rimbach/Lülsfeld bestimmt den Rahmen, doch der VfL beim 3:2 das Spiel

Die Verantwortlichen der SG Rimbach/Lülsfeld hatten für die laufende Spielzeit den 11. September, 15 Uhr, als Wunschtermin beim Verband eingereicht und als Gegner den VfL Volkach angegeben. Am zweiten Wochenende im September ist in Rimbach Kirchweih, und seit Jahren sind zu diesem Anlass samstags Volkachs Fußballer zu Gast – sofern die benachbarten Klubs einander in derselben Liga begegnen. „Das Derby bringt unserem Sportheim gute Einnahmen“, sagt Markus Kleedörfer, der Sportleiter der SG Rimbach/Lülsfeld, „aber auf dem Platz geht es nicht mehr so schlimm zu wie vor zehn Jahren.“ Kleedörfer, 35 Jahre alt und selbst noch aktiv, erinnert sich an Hektik, Häme und Handgreiflichkeiten in der Vergangenheit und spricht vom noch immer reizenden Vergleich zwischen den Großen und den Kleinen: Volkach mit seinen 9000 Einwohnern gegen Rimbach, das 300-Leute-Dorf vier Kilometer weiter östlich, wo hinter dem Sportplatz die Straße aufhört und das 1977 seiner politischen Selbstständigkeit abhandenkam und unter die Hoheit der Stadt Volkach fiel.

Auf fußballsportlicher Ebene sind die Unterschiede nicht mehr ganz so gravierend wie in früheren Zeiten: In der Bezirksliga, wohin es der VfL Volkach einst brachte, spielt der Klub nur noch bei einem Blick ins Vereinsarchiv. Vergangenen Sommer ist die Mannschaft durch den Abstieg in die A-Klasse der Basis des Fußballs wieder ein Stück nähergekommen. Dorthin hat sich nach mancher Saison in der Kreisklasse auch die Zweckgemeinschaft der Kicker aus Rimbach und Lülsfeld begeben. Allein die Saisoneröffnung trennt die Klubs anno 2010 voneinander: Volkach steht in der Tabelle oben und Rimbach/Lülsfeld unten. Vorigen Samstag trafen sich beide fast auf Augenhöhe. „Damit hatte ich gerechnet“, sagte Volkachs Trainer und Torhüter Fabian Weingärtner im Anschluss an den 3:2-Auswärtserfolg seiner Elf. „Hier haben wir immer enge Spiele erlebt.“ In diese Richtung wand sich das Geschehen besonders, als die Hausherren dreieinhalb Minuten vor dem offiziellen Ende und der fünfminütigen Nachspielzeit durch eine Fügung auf 2:3 herankamen: Weingärtner stieß mit seinem Mannschaftskollegen Sebastian Erhard zusammen, ließ den Flankenball fallen und begünstigte den Torschützen Torsten Wolf.

Die verbleibende Zeit bis zum Schlusspfiff musste Markus Kleedörfer, der trotz seines Seniorenstatus als Libero mitmischte, bruchstückhaft an die überhitzten Derbys früherer Tage erinnert haben: ein strittiger Zweikampf, und schon formten die Spieler in Volkachs Strafraum einen konfusen Klumpen, was die Begegnung für den um Frieden bemühten Schiedsrichter Frank Tallner zur Herausforderung machte. Ein Spieler jeder Seite lag – offenbar vom Handgemenge beeinträchtigt – im Gras, mehrere plärrten sich ins Gesicht. Am Ende musste der Volkacher Max Hochrein nach Roter Karte weichen (90.+2). Der Defensivspezialist hatte zuvor schon seinen Hang zur Exzentrik öffentlich gemacht und Spielsituationen lauthals kommentiert.

Hochrein konnte sich auch auf andere Weise einbringen und sich lange freizügig der Aufbauarbeit widmen. Denn Volkachs spielerisches Niveau erzeugte Überlegenheit und Einfluss. Doppelpässe zerrissen Gegners Deckung, vorausschauende Abspiele gelangten in die Angriffsmitte und bauten Gefahr auf. Zwei solcher Vorlagen machten sich Ivo Feuerbach und Florian Eschenbacher bei ihren Treffern zunutze (8. und 44. Minute). Rimbach/Lülsfeld hingegen musste sich eine Halbzeit mit wenig begnügen und bis auf Martin Aments Kopfball zum 1:1 (30.) die Nachteile einsehen. „Ich habe bei uns eine Leistungssteigerung erkennen können“, sagte Markus Kleedörfer, der den urlaubsabwesenden Trainer Gerhard Schulzki ersetzte.

Gemeint haben musste Kleedörfer die zweite Hälfte, in der sein durch drei Altherrenspieler vitalisiertes Team Kampfkraft und zahlreiche Rückwechsel einsetzte, um die Verhältnisse zu wandeln. Nur die Torchancen erhöhten sich nicht, um das ersehnte Unentschieden zu erreichen. Jene blieben Volkach erhalten, und Ivo Feuerbach veredelte sie mit einem Volleyschuss zum 3:1 (70.). „Wunschlos glücklich“, stellte Fabian Weingärtner fest und zog damit auch ein erstes Fazit seiner neuen Laufbahn. Der erst 27-Jährige wurde im Sommer Trainer seines Heimatvereins.

Spiel in Kürze

Rimbach/Lülsfeld: Martin Fick; Markus Kleedörfer, Roland Müller, Julian Hermann, Martin Ament (71. André Büschel), Andreas Röding, Oliver Hermann, Daniel Braun (52. Georg Rößner), Dominik Burkl, Markus Anger (26. Tobias Zang), Torsten Wolf; Rückwechsel: Anger für Burkl (41.), Burkl für Röding (64.), Ament für Oliver Hermann (79.), Braun für Büschel (79.), Röding für Burkl (87.).
Volkach: Fabian Weingärtner; Benjamin Borst, Max Hochrein, Dominik Wächter, Sebastian Erhard, Felix Weissenseel, Steven Karge, Christian Höhn (67. Wolfgang Kohlhaupt), Markus Kraus (57. Johannes Unger), Ivo Feuerbach, Florian Eschenbacher; Rückwechsel: Kraus für Karge (84.).
Schiedsrichter: Frank Tallner (TSV Abtswind).
Zuschauer: 150 (geschätzt).
Gelbe Karten: Braun; Hochrein, Kohlhaupt, Eschenbacher.
Rote Karte: Hochrein nach Tätlichkeit (Volkach, 90.+2). 
Tore: 0:1 Ivo Feuerbach (8.), 1:1 Martin Ament (30.), 1:2 Florian Eschenbacher (44.), 1:3 Ivo Feuerbach (70.), 2:3 Torsten Wolf (86.).