Rimbacher Faschingssitzung geprägt von echter Originalität

"Warüm ä guäter Höännermist prima gäicher Faltn is!"

Volkach-Rimbach: Die "Faschingshochburg Rimbach", wie Sitzungspräsident Erich Walter seine närrische Gemeinde zum Auftakt der diesjährigen Prunksitzung bezeichnete, bescherte sich einen wohlgelungenen Gaudiabend, bei dem viele Einwohner der "Hochburg" nicht ungeschoren davonkamen. Fast die Hälfte des Programms bestritten "Rümbier" Aktivisten, die das "Dörfla" mit all seinen Originalen und Eigenheiten kräftig durch den Kakao zogen, wie es sich für originale, "naturbelassene" fränkische "Foosenacht" gehört. Als kommunaler Superstar glänzte Margit Müller (neben Doris Sperling und Helmut Kleedörfer), die es ihren Dorfgenossen gleich in drei Beiträgen kräftig besorgte.

Ein Augenschmaus gleich zu Beginn war der Auftritt der erst siebenjährigen Simone Zang (Nordheim) als Tanzmariechen. Die zierliche Kleine in ihrem bunten Gardekostüm legte ein perfektes Tanzsolo hin und erntete zu Recht rauschenden Beifall.

Anschließend erzählte die "Salvermoserzens (Margit Müller) aus ihrer umfassenden kosmetischen Praxis ("......daß a guäter Höännermist gäicher Faltn prima is") und machte die Narren mit ihrer höchst privaten Verhütungsmethode vertraut: "Willst du Schwangerschaft verhüten, nimm Melitta-Filtertüten!"

Von den Feinheiten des Gärtnerberufes und seinem Kampf gegen Schnecken, Läus´ und anderes Geziefer berichtete Dieter Bock (KV Obervolkach).

"Männertoll und trotzdem ledig"

 

Dann aber drückten Doris Krammel und Lotte Stampfer (Brück) als "Zwei tolle Tanten" auf das Zwerchfell. Wenn "Creszenzia", männertoll und trotzdem ledig, ihre geheimen Gelüste in gestelztem Hochdeutsch vorbrachte, wurde sie von "Eulalia" umgehend und fränkisch-trocken in die Schranken gewiesen: "Du bist doch a alts dumms Raaf, hör´ doch auf mit deim Gewaaf!" Die kann nämlich "des ewicha Neigebabbl goor nid leid, und grood die Mannsbilder sen sou gor arch gscheid." Diese selbstgemachte Nummer stach zweifellos aus den übrigen Beiträgen hervor. Das verdeutlichte am besten der Beifall des närrischen Publikums.

Nach dem vielbeklatschten Auftritt der Nordheimer Garde (Leitung: Gabi Höfer) plauderten fünf "Strikkerinnen" (Nordheim) aus ihren privaten Nähkästchen. Während die Anni für ihren Roland gerade "a poor Sockn strickt, weil dar immer sou kalta Föäß im Bett hat", klagt die Kollegin, daß ihr Anton pausenlos "hinter jedem Rock har id". Ihr wird geraten: "Schick´ na halt nach Schottland!"

Der Sulzheimer Faschingsnarr Georg Heim klagte über "oje, mei Schwiegermutter", die den Bau eines Trafohäuschens beobachtet und den Kapo neugierig fragt: "Wer zieht denn da ein?" Antwort: "Der Herr Trafo." Bemerkt die Schwiegermutter altklug: "I hos glei gewißt, die Ausländer kriechn die schönsta Wohnunga!"

Der "Junggeselle" Herbert Blattner (KVO) war zwar schon ein paar mal verlobt, aber immer nur nach dem Motto: "Verlobung ist wie beim Luftschutz die Vorwarnung". Das Foto, das eine heiratswillige Jungfrau an ihren "Club der einsamen Junggesellen" geschickt hat, haben sie zurückgesandt mit der Bemerkung: "So einsam sind wir auch wieder nicht." Sein Fazit nach mehreren Versuchen mit dem anderen Geschlecht lautet: "Lieber freiwillig Schürzenjäger als unfreiwillig Schürzenträger".

Abzeichen besonderer Art

 

Dann stieg Helmut Kleedörfer in die Bütt und blies seinen "Rümbier" Pappenheimern den Marsch. Seinem Feuerwehrkommandanten, der "immer lamentiert, däß mer zu wenich Leistungsabzeichen machen", hielt er die nackten Tatsachen vors Gesicht: "Mir höm doch scho alla Abzeichen (siehe Foto): Warsteiner in Bronze, Krautheimer in Silber und Erdinger in Gold". Seine eigene Familie verglich der Chronist mit dem deutschen Staat: Frau – Finanzminister, Schwiegermutter – Kriegsminister, Tochter – Außenminister (immer unterwegs), "und ich bin das arme Volk, das alles bezahlt".

Nachdem die Zeilitzheimer Garde bei ihrem Schautanz (Can-Can) dem Publikum spezielle Einblicke gestattet hatte, meinte Sitzungspräsident Erich Walter: "Im Pariser Lido können die das auch nicht besser."

Anschließend sagen die "zwä dumma Deifel" (Margit Müller und Doris Sperling) von ihrem verpfuschten Leben als Dorfdeppen, von der Schulzeit bis zur Bahre. Den eingängigen Refrain erklärte Erich Walter voller Begeisterung zum Faschingshit dieser Session. Auch der Text dieser selbstgemachten Songs war in originalem Fränkisch gehalten, wie fast alle Beiträge. Rheinische Karnevalistik wurde Gott sei dank nicht kopiert, weshalb sich die Rimbacher Prunksitzung durch echte Originalität auszeichnete, die auch in Franken heute nicht mehr selbstverständlich ist.

Von Mißgeschicken und Fehl-Griffen

 

Nach einem Einblick in die Widrigkeiten des Kurbetriebes (Matthias Götz / Rimbach) erfuhren die Rimbacher Narren noch einmal Wissenswertes aus dem eigenen Dorf.

Als "Anna und Babet" servierten Margit Müller und Doris Sperling ein weiteres Mal Leckerbissen einheimischer Mißgeschicke und Fehlgriffe. So etwa die Geschichte von einem Haustor, schmiedeeisern und einbruchsicher, das der Dorfschmied liebevoll angefertigt hat. Wen stört da schon die Kleinigkeit, daß der Meister "den Drücker vergaßn hat?"

Die Rimbacher Faschingsnarren jedenfalls zeigten sich begeistert. Nach fünf Stunden Prunksitzung war "Tanz bis in die frühen Morgenstunden" angesagt.